Im Shibari geht es nicht nur ums Festhalten.
Es geht ums Spüren. Ums Lauschen. Um Berührung – auch ohne Hände.
Selbst der einfachste Knoten ist mehr als Technik.
Er ist ein Moment der Präsenz.
Eine sichtbare Geste des Vertrauens.
Ein geatmeter Dialog zwischen zwei Körpern.
Dieser Text ist kein technisches Handbuch.
Er ist eine Einladung:
Lerne die Grundlagen des Bindens – mit Intention, Achtsamkeit und Respekt.
Und entdecke, wie jeder Knoten nicht nur hält, sondern verbindet.
Jede Reise beginnt mit einer Umwicklung.
Die einspaltige Fessel („single column tie“) ist das Fundament vieler Shibari-Formen.
Sie bindet ein Handgelenk, einen Knöchel – eine einzelne Linie des Körpers – sicher und durchblutungsfreundlich.
Du lernst:
Symbolisch bedeutet sie:
„Ich sehe dich. Ich halte dich. Und ich tue das mit Sorgfalt.“
Wenn die einspaltige Fessel einen Teil bindet, bringt die doppelte zwei zusammen:
Zwei Handgelenke. Zwei Knöchel. Zwei Richtungen. Zwei Menschen.
Technisch lehrt sie:
Doch sie sagt auch:
„Ich lade dich ein – nicht in Kontrolle, sondern in Verbindung.“
Zwei Enden. Eine Linie. Gemeinsamer Raum.
Ohne Friktion hält kein Seil.
Mit ihr entsteht Stabilität – oft ohne Knoten.
Sie ist das Unsichtbare, das trägt.
Du lernst:
Friktionen sind wie Atemzüge:
Unauffällig, aber unverzichtbar.
Still. Kraftvoll. Präzise.
Shibari ist ohne Wissen um Sicherheit nicht verantwortbar.
Denn du bindest keinen Gegenstand – du hältst einen Menschen.
Was du immer beachten solltest:
Sicherheit ist keine Einschränkung – sie ist die Basis für Tiefe.
Nur wer sich sicher fühlt, kann sich hingeben.
Du lernst nicht nur Knoten.
Du lernst zu spüren.
Langsamer zu werden.
Anwesenheit zu kultivieren.
Selbst in der Einfachheit liegt eine Zeremonie.
Wenn du beginnst, beginne klein. Übe nicht, um zu beeindrucken – sondern um zu verbinden.
Empfohlene Basics:
Mit jedem Knoten übst du nicht nur Technik – du bereitest dich darauf vor, jemandem so zu begegnen, wie er oder sie gehalten werden möchte.
Binde langsam.
Berühre mit dem Atem.
Lass das Seil mehr sagen als dein Verstand.
Shibari ist keine Darbietung.
Es ist gelebte Achtsamkeit.
Poesie in Spannung.
Verbindung im Augenblick.
Du lernst, Kraft mit Achtung auszuüben – und Hingabe als Geschenk anzubieten.
Dies ist eine Einladung an alle, die sich danach sehnen, mehr zu fühlen, tiefer zu vertrauen und sich selbst neu zu begegnen.