Erkunden Sie 5 Rahmenwerke zur verkörperten Einwilligung in BDSM von FRIES bis zum Dreieck und warum Einwilligung niemals nur „Ja“ oder „Nein“ ist.
Zustimmung ist das Fundament jeder gesunden BDSM-Praxis.
Aber sie ist selten so einfach, wie ein „Ja“ vermuten lässt.
Zustimmung ist kein Vertrag.
Sie ist ein Prozess – beeinflusst von Erfahrung, Machtverhältnissen, Sprache und innerem Zustand.
Sie erfordert Offenheit, Aufmerksamkeit und die Bereitschaft, immer wieder zu fragen und zuzuhören.
Dieser Text stellt dir fünf Modelle vor, die helfen können, die eigene Praxis bewusster und sicherer zu gestalten.
Sie sind keine Regeln, sondern Werkzeuge: zur Reflexion, zur Kommunikation, zur Fürsorge.
Zustimmung entsteht im Zusammenspiel von:
Beispiel:
Vor einer Bondage-Szene fragt der Rigger:
„Wie fühlst du dich heute? Genug Ruhe, genug Kapazität?“
Und ergänzt:
„Du kannst jederzeit Stopp sagen. Dein Nein gilt – zu jedem Zeitpunkt.“
Dieses praxisnahe Modell stammt aus der Community:
Beispiel:
„Heute Abend keine Hängung. Ich sehne mich nach Nähe und Präsenz. Lass uns langsam beginnen – mit klaren Zeichen.“
FRIES steht für:
Beispiel:
„Du hast letztes Mal Ja zum Spanking gesagt. Ich würde heute gerne Wachs ausprobieren. Wäre das okay für dich?“
Ein emotional orientiertes Modell, ideal für längerfristige Dynamiken oder sensible Kontexte:
Beispiel für Nachsorge:
„Gab es einen Moment, der sich für dich nicht stimmig angefühlt hat? Ich möchte verstehen, was in dir vorgeht.“
Ein einfaches und sehr bewährtes Modell:
Beispiel:
Beim Spanking flüstert der Sub „Gelb“. Die Top checkt sofort ein, verlangsamt den Rhythmus, stellt eine Frage. Das Vertrauen wächst.
Ein „Ja“ kann ehrlich gemeint sein – und trotzdem aus einem unsicheren inneren Zustand kommen.
Manche Menschen haben gelernt, aus Angst oder Gefallenwollen zuzustimmen. Deshalb ist es so wichtig, über das Nervensystem hinaus zu fragen.
Auch in gleichberechtigt geplanten Szenen wirken Machtstrukturen – etwa emotionale Abhängigkeit, Rollenerwartungen oder frühere Erfahrungen.
Diese Dynamiken ernst zu nehmen bedeutet, Verantwortung zu übernehmen.
Der Ethiker Quill Kukla schlägt eine realistische Perspektive vor:
Zustimmung ist nie vollständig „rein“. Entscheidend ist nicht Perfektion, sondern Offenheit – und der Wille, mit Verantwortung zu handeln, auch wenn etwas schiefläuft.
Wünsche ändern sich. Körper ändern sich. Vertrauen wächst oder schrumpft.
Zustimmung ist kein einmaliges Häkchen – sondern eine Beziehung, die gepflegt werden will.
Zustimmung im BDSM ist keine Formalie.
Sie ist gelebte Fürsorge.
Sie beginnt mit Fragen – und bleibt ein fortlaufender Dialog.
Modelle wie FRIES oder das Ampelsystem sind hilfreiche Werkzeuge. Aber sie ersetzen nicht das Zuhören. Nicht die Bereitschaft, Unsicherheit zuzulassen. Nicht die Demut, Fehler einzugestehen.
Zustimmung ist: Präsenz. Vertrauen. Verantwortung.
Und vielleicht das kraftvollste Geschenk, das wir uns gegenseitig machen können.
Dies ist eine Einladung an alle, die sich danach sehnen, mehr zu fühlen, tiefer zu vertrauen und sich selbst neu zu begegnen.